Was ist drin?: Produkte gegen Lidrandentzündung aus der Apotheke

2023-01-05 17:49:53 By : Ms. Anita xin

Bei chronischen Formen der Blepharitis (Lidrandentzündung) kommt es zu Verkrustungen oder/und Schuppenbildung an der Wimpernbasis. (s / Foto: ohishiftl / AdobeStock)

Wenn Augenlider geschwollen und gerötet sind, sowie Schuppenbildung oder gelbliches Sekret auftritt, ist eine Blepharitis (Lidrandentzündung) naheliegend. Bei der Behandlung ist Ausdauer gefragt, konsequente Lidrandhygiene mit speziellen Produkten aus der Apotheke unterstützt die Heilung – oder reicht auch einfach Baby-Shampoo?

Entzündungssymptome an den Augenlidern – wie Rötung, Schwellung, Jucken oder Brennen – sind typisch, jedoch nicht spezifisch für eine Lidrandentzündung (Blepharitis). Daneben können vermehrter Tränenfluss, Lichtempfindlichkeit und ein Fremdkörpergefühl im Auge hinzukommen. Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder Allergie kann daher vergleichsweise ähnlich erscheinen. Zudem können Blepharitis und Konjunktivitis prinzipiell auch gleichzeitig auftreten – eine ärztliche Beurteilung bringt die nötige Klarheit.1 Ebenso ist eine ärztliche Abgrenzung zum Augenlid-Ekzem sinnvoll, dem häufig eine Kontaktallergie zugrunde liegt, das aber beispielsweise auch stressbedingt entstehen kann.2

Eine akute Blepharitis kann mit ödematösen Lidern, Pustelbildung oder verklebten Augen nach dem Schlaf einhergehen. Bei chronischen Formen kommt es zudem zu Verkrustungen oder/und Schuppenbildung an der Wimpernbasis. Bei dauerhafter Entzündung infolge einer Infektion (z.B. Staphylokokken) können zudem Wimpern vermehrt ausfallen.1

Bestimmte Vorerkrankungen begünstigen die Entstehung einer Blepharitis, zum Beispiel entzündliche Hauterkrankungen wie Rosacea, Seborrhö oder Atopie. Ebenso können Umweltfaktoren, wie eine trockne Raumluft, Staub oder Rauch, eine Blepharitis auslösen. Ein weiterer möglicher Entzündungsauslöser ist das vermehrte Vorkommen bestimmter Hautparasiten wie Demodex (Haarbalgmilben). Ein chronischer Verlauf gilt bei Blepharitis als häufig. Dabei lassen sich drei chronische Formen anhand ihrer Ursache unterscheiden: 

Dagegen entsteht ein Gerstenkorn (Hordeolum) meist infolge einer Staphylokokken-Infektion.1

Die talgproduzierenden Meibom-Drüsen befinden sich am Innenrand des oberen und unteren Augenlids und haben daher direkten Kontakt zur Augenoberfläche. Das abgesonderte fetthaltige Sekret geht mit jedem Lidschlag auf den Tränenfilm über und stabilisiert dessen Oberfläche – ein natürlicher Schutz vor dem Austrocknen. Sind die Drüsen verstopft, mangelt es an Lipiden als äußere Schicht des Tränenfilms, wodurch die wässrige Phase vermehrt verdunstet. Zudem fungieren die Lipide am Lidrand als Barriere, welche die Tränenflüssigkeit am Auslaufen hindert.3 Eine Meibom-Drüsen-Dysfunktion geht daher typischerweise mit tränenden und dennoch trockenen Augen einher.

Neben einer auf den Einzelfall abgestimmten medikamentösen Behandlung mit antibiotischen, antiseptischen oder cortison-haltigen Salben, ist insbesondere bei chronischen Formen eine konsequente Lidrandhygiene obligatorisch. Um einem Rückfall vorzubeugen, auch nach dem Abklingen der Symptome. Die Behandlung kann langwierig sein und erfordert Geduld. Bestenfalls integrieren die Betroffenen die Lidrandhygiene in ihre tägliche Pflegeroutine. 

Dazu gehören bei einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion neben der Lidreinigung auch die Anwendung wärmender Kompressen mit nachfolgender Lidrandmassage (siehe Kasten unten). Diese hilft, verstopfte Drüsen zu reinigen und einen ungehinderten Sekretabfluss wieder herzustellen. Aufgrund der Vielfalt möglicher Auslöser einer Blepharitis sollte Anwendern bewusst sein, dass Wärmekompressen nicht in jedem Fall hilfreich sind. Bei einem akuten Entzündungsgeschehen, etwa bakteriell bedingt, ist Wärme kontraproduktiv.

Die Prozedur sollte zweimal täglich durchgeführt werden. Da ein chronischer Verlauf häufig ist, in der Regel über mehr als drei Monate.5

Tipp: Als erwärmbare Augenmaske eignen sich Masken mit entsprechender Gelfüllung oder beispielsweise die MeiboPatch® Augenmaske mit Traubenkernfüllung (Medizinprodukt).1

Bei der täglichen Lidhygiene werden Beläge, Verkrustungen und Keime entfernt. Hierbei gilt für Anwender: Sanft und ohne Reiben, mit dem Reinigungsprodukt am Oberlid von oben nach unten, am Unterlid von unten nach oben, jeweils bis zum Lidspalt streichen. Anschließend horizontal vom äußeren zum inneren Augenwinkel.4 Für jedes Auge ein frisches Tuch oder Pad verwenden, um eine potenzielle Übertragung von Keimen von einem Auge zum anderen zu vermeiden.

Der Markt bietet eine Reihe von Spezialprodukten (Kosmetika und Medizinprodukte), die zur Reinigung der Augenlider bestimmt sind. In der Regel enthalten diese 

Auch Verkrustungen lassen sich damit schonend entfernen. Anwender sollten darauf achten, dass verwendete Hilfsmittel wie Wattepads oder Tücher fusselfrei sind. Aus hygienischen Gründen sind Einwegartikel obligatorisch, ebenso das Händewaschen vor der Reinigung. Aber benötigen Patienten überhaupt solche Spezialprodukte aus der Apotheke? 

Blephasoft® sterile Lidreinigungstücher (Kosmetikum, pharma Stulln)

Mizellen-Lotion (Aqua, PEG-8, Polysorbate 20, Capryloyl Glycine, Poloxamer 184, PEG-6 Caprylic / Capric Glycerides, Dipotassium Phosphate, Sodium Hydroxide, Potassium Phosphate)

Blephademodex® sind sterile, mit einer Lotion getränkte Tücher. Die Lotion enthält: PEG-8, Polysorbat 80, Poloxamer 184, Terpinen-4-ol, PEG-6-glycerol-caprylocaprat (d. h. Macrogol-6-glycerol-caprylocaprat), Natriumhyaluronat, Dikaliumphosphat, Kaliumdihydrogenphosphat, gereinigtes Wasser. 

Die Farbe der Tücher kann variieren. Das ist auf den Teebaumöl-Extrakt (Terpinen-4-ol) zurückzuführen.

Tägliche Reinigung der Augenlider bei Demodex-Befall. Symptomlinderung bei Lidinfektionen/ –entzündungen durch Demodex-Befall. 

Wer im Internet sucht, der findet dort als „Hausmittel“  auch den Tipp, die Lidränder mit verdünntem Babyshampoo zu reinigen. Darauf verweist sogar der Hersteller von Blephacura®: „In der augenärztlichen Praxis wird zur Behandlung der Blepharitis vielfach noch die Lidrandreinigung unter Verwendung milder seifiger Reinigungslösungen (insbesondere Babyshampoo) empfohlen“, ist dort zu lesen. Eine vergleichende Studie von 2013 habe jedoch die Lidrandhygiene bei Kontaktlinsenträgern mit Blepharitis untersucht und spreche eher gegen die Anwendung von Babyshampoo. 

Die Studie verglich die Wirksamkeit einer Reinigung mit liposomaler Phospholipid-Lösung gegenüber der Anwendung von verdünntem Babyshampoo, was laut den Autoren der Studie der gängigen klinischen Praxis entspricht. Nach vier Wochen zeigten beide Gruppen eine Symptomverbesserung. Diese war in der Phospholipid-Gruppe signifikant stärker ausgeprägt – sowohl nach objektiver Auswertung der Untersuchungsergebnisse als auch dem subjektiven Empfinden der Probanden.6 Dass Blephacura® auf diese Studie verweist, ist kein Zufall: „Als Reinigungslösung wurde entweder die Phospholipidlösung Blepha Cura® (Optima Pharmazeutische GmbH, Moosburg/Wang) oder 'Bübchen Kinder Shampoo – extra augenmild' (Fa. Bübchen Werk Ewald Hermes Pharmazeutische Fabrik GmbH) verwendet“.

1) www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-14-2020/entzuendung-am-lidrand, Abruf: 03.10.2022 

2) www.dr-gumpert.de/html/ekzem_augenlid.html, Abruf: 14.11.2022 

3) www.springermedizin.de/de/meibom-druesen/8338040, Abruf: 04.10.2022 

4) cms.augeninfo.de/fileadmin/pat_brosch/blepharitis.pdf von 2013, Abruf: 05.10.2022 

5) www.altmeyers.org/de/dermatologie/rosazea-okulare-23414, Abruf: 04.10.2022 

6) R. Khaireddin, A. Hueber, DOI10.1007/s00347-012-2725-6, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23354353/, von 2013, Abruf: 19.11.2022

Tatjana Ortinau, Apothekerin redaktion@daz.online