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2023-01-05 16:16:30 By : Mr. John Zhang

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Verbote machen erfinderisch. Das zeigen die Plastikgabeln der Edeka-Marke Gut&Günstig: Sie sind weiß, sie sind aus Plastik, das Zehnerpack kostet 1,99 Euro – ein typisches Einwegprodukt. Und sie sind seit einem Jahr eigentlich verboten. Bei Edeka hängen sie trotzdem noch heute im Regal, mit dem Zusatz: "Ich bin Mehrweg!" Wie kann das sein?  

Die einfache Antwort: Die Gabeln wurden etwas dicker gemacht und umdeklariert. Als "Fake Mehrweg" prangert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) derlei Produkte an. Dickere Plastikgabeln sollen länger halten, bleiben aber einfache Plastikprodukte, "sodass sie ebenso schnell im Abfall landen wie die verbotenen Einwegprodukte", sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. Und weil sie dicker sind, verbrauchen sie sogar mehr Plastik als vorher. 

Seit einem Jahr gilt die Einwegplastik-Richtlinie in der Europäischen Union. Die Idee war erst mal gut: Um der Umweltverschmutzung durch Plastikmüll entgegenzuwirken und Kreislaufsysteme anzustoßen, dürfen seit dem 3. Juli 2021 Plastik-Einwegbesteck und -Einwegteller, Strohhalme und Wattestäbchen mit Plastikröhrchen nicht mehr verkauft werden. Das gilt auch für Lebensmittelverpackungen und Becher aus Styropor sowie die Plastikstäbe, die man auf Jahrmärkten und Kindergeburtstagen unten an Luftballons befestigt. All diese Produkte finden sich laut einer EU-Studie (Top Marine Beach Litter Items, Addamo et al., 2017) besonders häufig an Europas Stränden. Andere Kunststoff-Wegwerfprodukte müssen als Einwegprodukte gekennzeichnet werden. Darüber hinaus sind EU-Länder verpflichtet, den Verbrauch von Lebensmittelverpackungen und Getränkebechern bis 2026 deutlich zu senken – genauer definiert ist das allerdings nicht. Der Anteil an Recyclingmaterial soll steigen, die Unternehmen sollen für ihre Verpackungen verantwortlich sein, und Sammelsysteme sollen aufgebaut werden. 

Doch nach einem Jahr wird deutlich: Deutschland hat nur die Mindestanforderung umgesetzt – also die Verbote –, die Industrie, Handel und Gastronomie aber oft umgehen. Die weiteren Vorgaben, etwa zum sinkenden Verbrauch von Lebensmittelbehältern und Getränkebechern, werden dagegen kaum beachtet. Im europäischen Vergleich ist Deutschland damit nur Mittelmaß – und bleibt deutlich hinter Ländern wie Frankreich, Schweden oder Griechenland zurück, die die Anforderungen teils übertreffen. Schweden etwa hat bereits Unternehmen für Verpackungen in die Pflicht genommen und plant Maßnahmen für Feuchttücher, Luftballons und Tabakwaren. Das zeigt ein Bericht des gemeinnützigen Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Umwelt von Ende 2021. 

Was genau hat das Verbot also gebracht? Ist seitdem weniger Einmalplastik im Umlauf? Hapert es nur an der Umsetzung – oder sind viele der vorgeschriebenen Maßnahmen sinnlos?  

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Zunächst zu den Verboten: Tatsächlich machen Einweggeschirr, Strohhalme und Wattestäbchen nur einen Bruchteil des Kunststoffabfalls aus. Dort fallen Lebensmittelverpackungen aus dem Supermarkt und To-go-Behälter deutlich mehr ins Gewicht, die aber nicht von dem Verbot betroffen sind. "Ob die verbotenen Produkte richtig ausgewählt sind, ist sicherlich streitbar", sagt Benedikt Kauertz, Industrie- und Produktforscher am Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). Zahlen, ob seitdem weniger Plastikabfall anfällt, gibt es für das vergangene Jahr noch nicht. Aber schon vor Inkrafttreten der Richtlinie prognostizierte eine Studie der Universität Kassel, dass die Wirkung des Verbots gering sein würde: Es würde den Kunststoffabfall pro Person und Jahr potenziell um etwa 0,4 Kilogramm reduzieren (Waste Management, Schmidt & Laner, 2021). Das entspricht etwa 1,6 Prozent der jährlichen Abfallmenge aus Privathaushalten. Zudem fällt das mit einem festgestellten Rückgang zusammen: 2019, also vor der Corona-Pandemie, ging der Verbrauch von Kunststoffverpackungen erstmals seit zehn Jahren zurück.  

Noch dazu wird das Verbot nicht optimal umgesetzt: Statt etwa die Einweg-Plastikgabel durch umweltfreundliche Mehrweglösungen zu ersetzen, hat die Industrie eine Bambusgabel auf den Markt gebracht, also ein anderes Wegwerfprodukt. Gaststätten servieren eine Makkaroni-Nudel anstelle eines Strohhalms im Getränk, die ebenfalls im Müll landet. Andere Ersatzprodukte bestehen aus beschichtetem Papier oder anderen Holzarten, alle haben einen ähnlich hohen ökologischen Fußabdruck wie Einwegplastik oder lassen sich nur schlecht recyceln.  

Man sollte Einwegverpackungen und Produkte durch steuern derart verteuern, dass sich der Preis eines mehrwegproduktes unterhalb des einwegproduktes befindet. Dann wäre der Spuk schnell vorbei.

Siehs mir nach mein Guter, aber Arthur Dent war in den Büchern nur einer, der von einem Abenteuer ins nächste geschlittert ist, aber intellektuell nie wirklich was begriffen hat. Er hats immer versucht, aber nunja..

Wenn man Steuern erhöht, betrifft das massig viele Menschen im Lande, die grad so über die Runden kommen.

Was ist eigentlich mit diesem Geschirr aus "Stärke"? Und wo ist dieser Trend abgeblieben?

Polymilchsäure nicht zu vergessen...

Von »Trend« kann man da noch nicht sprechen, es ist wohl noch eine Kostenfrage. Der Markt regelt das erst, wenn petrochemische Kunststoffe entsprechend reguliert und besteuert sind.

https://de.m.wikipedia.org/w…

Ach was, reine Symbolpolitik bewirkt nichts und für existierende Bedürfnisse wird die billigste Alternative gefunden? Was für eine Überraschung auch... Der meiste Müll (nach Zigarettenkippen), den ich in der Natur rum liegen sehe, sind auch Verpackungen meist irgend welcher Nahrungsmittel. Also was die Leute halt unterwegs rumschleppen. Um einen Effekt zu haben, müsste man Kunststoff für Verpackungen mehr oder weniger komplett verbieten. Ist aber dann natürlich die Frage, was die Alternative ist.

Das größte Problem für die Meere sind illegale Müllkippen, da muss von europäischer Seite vor allem etwas gegen den Müllexport getan werden. Gegen das Wegwerfen von Müll in der Natur hilft vermutlich wenig. Harte Bußgelder könnten einen gewissen Effekt haben, aber das kann man auch nicht flächig durchziehen. Das ist halt eine gesellschaftliche Angelegenheit, wie sehr die Leute sich mit ihrer Umgebung identifizieren und sie sauber halten.

Dann lieber mal alle Schüler hin und wieder zum Müll sammeln schicken, um schon frühzeitig klar zu machen, dass Plastik nicht in die Natur gehört umd irgendjemand es wieder mühsamm einsammeln muss. Bei den alten Eseln ist es eh schon zu spät für Umerziehung.

Typisch DHU! Die dickeren Plastikbestecke tun bei mir seit 10 Jahren gute Dienste, wenn es größere Gartenfeste gibt. Die aus Bambus halten auch lang, wenn man die mit der Hand spült, und wenn die doch mal zu abgenutzt sind, dann wandern die im Winter in den Ofen.

»Die aus Bambus halten auch lang, wenn man die mit der Hand spült, und wenn die doch mal zu abgenutzt sind, dann wandern die im Winter in den Ofen.«

Na du bist mir ja einer ;-) Der Müllverbrennungsanlage den wertvollen Kram wegnehmen! Wo soll denn meine Fernwärme herkommen?! Wobei, die hat auf Basis der Plastikprodukte auch super funktioniert...

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