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2023-01-05 16:19:54 By : Ms. Emily Wang

Feuchte Toilettentücher gehörten für viele Menschen heutzutage neben dem altbekannten trockenen Papier zusätzlich zum Toilettengang dazu. Laut einer Studie der Montanuniversität Leoben in Österreich nimmt der Verbrauch von feuchten Toilettentüchern weltweit zu. Vielen ist allerdings nicht bewusst, welche gesundheitlichen und ökologischen Belastungen mit der Benutzung von feuchten Toilettentüchern verbunden ist. 

Für die Herstellung von feuchtem Toilettenpapier kommt hauptsächlich Vliesstoff zum Einsatz. Dieser wird auch für Reinigungstücher sowie  für Verbandsmaterial in Krankenhäusern und Arztpraxen verwendet. Aber auch in  der Kosmetikindustrie wird Vliesstoff häufig eingesetzt, zum Beispiel für Einlagen oder Windeln, denn er besitzt viele nützliche Eigenschaften, die für diese Produkte sehr wichtig sind. Hierzu zählen zum Beispiel die hohe Reißfestigkeit, Dehnbarkeit und Flexibilität. 

Bei der Weiterverarbeitung zu feuchtem Toilettenpapier wird der Vliesstoff in verschiedene chemische Substanzen getränkt, damit das Produkt lange haltbar ist, antibakteriell wirkt, gründlich säubert und angenehm duftet.

Um die Reißfestigkeit zu gewährleisten, werden Formaldehydharze wie Melaminformaldehydharz in das feuchte Vlies eingebracht. Formaldehyd steht in Verdacht, krebserregend zu sein und kann schon in geringen Mengen die empfindlichen Schleimhäute reizen, die sich rund um den After befinden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR gibt dazu bekannt, dass die Menge Formaldehyd ein Milligramm pro cm2 nicht überschreiten sollte. 

Achte beim Kauf von feuchtem Toilettenpapier darauf, dass die Tücher aus einem wasserlöslichen und biologisch abbaubaren Tuchmaterial und die Verpackungen aus recyclefähigem Material bestehen.

Manche feuchten Toilettentücher enthalten neben Mikroplastik verschiedene Konservierungsstoffe und andere chemische Zusätze, damit Bakterien sich nicht in das feuchte Vlies einnisten und kein Schimmel entsteht. Außerdem finden sich immer halogenorganische Verbindungen. Hierbei handelt es sich um chemische Verbindungen aus Brom, Jod, Fluor und Chlor, welche Allergien auslösen können und die teilweise krebserregend sind.

Die empfindliche Haut im Analbereich kann zudem durch Duftstoffe oder Kräuterextrakte wie Kamille gereizt werden und es können Allergien auftreten. Weiter enthalten einige feuchte Toilettentücher Polyethylenglycol (PEG) oder PEG-Derivate, die die Haut durchlässiger machen. Somit können Wirkstoffe, aber auch Schadstoffe leichter eindringen.

Ein weiteres Problem stellt die Nässe dar, die feuchte Toilettentücher in der empfindlichen Analregion hinterlässt. Denn hier befinden sich viele kleine Hautfalten, in denen die Feuchtigkeit nach Gebrauch der feuchten Tücher verbleiben kann. Somit kann dieses nasse Milieu einen Infektionsherd für Bakterien und Pilze darstellen und zu Entzündungen führen. Wichtig ist daher, diesen Bereich nach dem feuchten Wischen nochmals abzutrocknen. 

Wenn Du feuchtes Toilettenpapier kaufst, sollte dir bewusst sein, dass in einigen Produkte aggressive, hautreizende Inhaltsstoffe enthalten sein können. Aus diesem Grund solltest du beim Kauf darauf achten, dass es sich um ein feuchtes Toilettenpapier handelt, dass  pH-neutral zur Haut ist, dermatologisch getestet wurde und weitestgehend wasserlöslich ist.

Ein weiteres Problem stellt die Verschmutzung der Gewässer dar, wenn feuchte Toilettentücher in die Umwelt gelangen. Tücher, die aus synthetischen Fasern bestehen, können mehrere Jahre lang in den Flüssen und Meeren verbleiben, ohne sich aufzulösen. Für Fische und andere Meeresbewohner kann das fatale Folgen haben, denn häufig verwechseln Tiere diese Tuchreste mit Nahrung und verenden dann qualvoll.

Der problematische Kunststoffanteil führt zudem über kurz oder lang dazu, dass daraus Mikroplastik wird, welches Pflanzen und Tiere gefährdet und Meere und Strände verschmutzen kann. Laut der Welt-Naturstiftung WWF schwimmen in jedem Quadratkilometer Meer heute mehrere hunderttausend Teile Mikroplastik und Plastikmüll. Das BfR erklärt außerdem, dass bestimmte Stoffe wie polychlorierte Biphenyle (PCB) oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entsprechend ihrer chemisch-physikalischen Oberflächeneigenschaften mit den Mikroplastikpartikeln in Wechselwirkung gehen können. Allerdings ist noch nicht erforscht, ob die verunreinigenden Stoffe wieder freigesetzt werden.

Mittlerweile sind auch feuchte Toilettentücher auf dem Markt, die nur aus pflanzenbasierter Zellulose bestehen, die schon beim Spülvorgang zerfallen und biologisch abbaubar sein sollen. Wenn du feuchtes Toilettenpapier benutzt, solltest du trotzdem die Nutzung stark einschränken und benutztes Papier möglichst nicht über die Toilette, sondern über den Restmüll entsorgen, um die Umwelt zu schützen. 

Die meisten reißfesten feuchten Toilettenpapiere bestehen aus einem Faservlies, also robusten Textilfasern, die mit Kunststofffasern versetzt sind. Und hier liegt auch das Problem, dass vielen Abflussrohren und Kläranlagen zu schaffen macht. Das Vlies löst sich nicht so leicht auf wie trockenes Toilettenpapier, welches problemlos über die Toilettenspülung entsorgt werden kann.

Werden auch die feuchten Toilettentücher nach Gebrauch in der Toilette abgespült, kann dies in der Folge zu sogenannte „Verzopfungen“ führen. Diese klebrigen Abfallklumpen führen dann zu verstopften Pumpen und überfüllten Klärbecken. Im englischen Sprachraum wird immer öfter der Begriff „fatberg“ für große Ansammlungen von Fett, Müll und Feuchttüchern benutzt. Dem sogenannten „Whitechapel fatberg“ wurde im Museum of London sogar eine eigene Ausstellung gewidmet, um das Problem öffentlich sichtbar zu machen.

Neben den Umweltschäden entstehen auch enorme Kosten für die Entsorgung dieser riesigen Abfallklumpen, weil Fachkräfte die Pumpen und Maschinen entsprechend reinigen müssen. Das könnte sich auf kurz oder lang auf die Abwassergebühren niederschlagen. In der Studie der Universität Leoben wurde ermittelt, dass ein Kunststofffaser-Feuchtetuch, das im Mittel 5,3 Eurocent kostet, bei Entsorgung uber das Abwassersystem von der Toilette bis zur Entsorgung des Rechenguts mit 13,7 Eurocent pro Stück zu Buche schlägt. Das entspricht 259 % des Kaufpreises.

Auch wichtig: Neben feuchtem Toilettenpapier stellen weitere Vliesstoffe wie Kosmetiktücher, Babytücher oder Staubtücher ein Problem für die Kanalisation dar.

Wenn dir das trockene Toilettenpapier nicht genügt, um dich hygienisch sauber zu fühlen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du die marktüblichen feuchten Toilettentücher ersetzen und dabei deine Gesundheit und die Umwelt schonen kannst. 

Als Alternative für feuchtes Toilettenpapier bieten sich an:

Wenn du auf feuchtes Toilettenpapier nicht verzichten möchtest, versuche pro Anwendung höchstens zwei Tücher zu benutzen und entsorge sie über den Restmüll. Zudem solltest du darauf achten, dass keine Duftstoffe, Parfüm und kein Formaldehyd enthalten ist. Außerdem sollte dein gewähltes Toilettenpapier ph-neutral, dermatologisch getestet und weitgehend wasserlöslich sein.

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