Crochet-Trend: Gehäkeltes erlebt ein grosses Revival

2023-01-05 17:45:16 By : Ms. Sunny Pan

Lange galten sie als altmodisch und omahaft: gehäkelte Kleidungsstücke und Wohnaccessoires. Doch dieses Jahr gehört dem «Crochet»-Trend. Wie man ihn trägt, was die Pandemie mit dem Revival zu tun hat – und warum man auch selbst Hand anlegen sollte.

Wenn in Kopenhagen die Modewoche aufblüht, machen Trendscouts jeweils Stielaugen. Nicht ohne Grund: Die Skandinavier gelten als Volk mit untrüglichem Gespür für Zeitgeist und Anziehbares. Das war in diesem Jahr – vor einer Woche ging die Fashion Week zu Ende – nicht anders. Ein ganzer Strauss an Trends wurde da offeriert, wovon einer bei den Streetstyles besonders ins Auge stach.

Fashionistas, die etwas auf sich halten, tauchten mit einer Masche auf: Ob Tasche, Poncho, Bustier – ein Teil des Outfits war gehäkelt, «crochet» im Modejargon. Besonders Granny-Squares waren an jeder Ecke zu sehen; jene Stoffquadrate, die uns an Topflappen und Eierwärmer von Oma erinnern.

Während die Welt in den 1970ern gar nicht genug von gehäkelten Pullundern und Schlapphüten bekommen konnte – die bunten Muster passten perfekt zum Hippie-Lebensgefühl – wurde es danach lange ruhig um die Masche. Sie galt als der Inbegriff von altmodisch. Der neuerliche Hype um «crochet» wurde erst kurz vor der Pandemie angestossen. Da war das französische Modehaus Chanel, das ganze Croisère-Kollektionen der Häkelarbeit im kubanischen Stil widmete. Und die Italiener von Dolce & Gabbana, die 2019 ein gehäkeltes Kostüm zur Schau stellten. Innert weniger Stunden war es ausverkauft.

Doch erst die Pandemie sorgte dafür, dass Häkellooks so richtig an Fahrt aufnahmen. Während der nervenzehrenden Lockdowns griffen im Zuge der Do-it-yourself-Bewegung immer mehr gelangweilte und bisweilen wohl auch frustrierte Menschen zur Nadel. Ein weiser Entscheid: Häkeln wirkt sich erwiesenermassen positiv auf die emotionale und geistige Gesundheit aus; Maschen zählen, Hände koordinieren das Gefühl der Wolle zwischen den Fingern – das erdet und hilft, Stress abzubauen.

Wie dermassen populär das Häkeln geworden ist, zeigt ein Blick auf Etsy, der Verkaufsplattform für Handgemachtes von Kleinstunternehmen. Hier wimmelt es nur so von Erzeugnissen im Crochet-Stil. Besonders beliebt sind Gesichtstücher als nachhaltiger Ersatz zu Watte-Pads, Kissenbezüge, Shopper, Jacken und flauschige Stofftiere.

Wer nun denkt, dass den luftigen Maschen im Herbst die Puste ausgeht, irrt. Viele Modelabels haben für die anstehende Saison eine Auswahl an gehäkelten Looks parat. Man kann von Kopf bis Fuss darauf setzen oder mit Accessoires Akzente setzen.

Oder man greift eben selbst zur Häkelnadel und schliesst sich einer Bewegung an, die immer grösser wird. Tutorials im Netz gibts genug, Ratgeber in Buchform auch. So der so: Entspannung ist dabei garantiert. Die Oma würde, wüsste sie davon, bestimmt ein paar Freudentränen verdrücken.