Mit Investitionen von 20 Millionen Franken wird die ARA in Oberglatt erweitert. Der Ausbau umfasst die Vergrösserung der biologischen Reinigungsstufe (Biofiltration) und den Neubau einer Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen.
Es gibt Angenehmeres, als am Abend eines schwül-heissen Tages eine Kläranlage zu besichtigen. Denn eine ARA ist alles andere als eine Parfümerie. Hier riecht es nach Fäkalien. Und im Abwasser findet sich vieles, was nicht dorthin gehört: Wattestäbchen, Strümpfe, Wegwerfwindeln, Katzenstreu und Kondome.
«Am schlimmsten sind die Feuchttücher», sagte Betriebsleiter Walter Hörler bei einem Rundgang. Im Gegensatz zu WC-Papier, das sich auflöst, sind Feuchttücher ziemlich resistent. Sie können in der ARA Pumpenräder verstopfen.
Die Anlage in Oberglatt reinigt das Abwasser von Gossau, Degersheim und Flawil. Sie wird zur Zeit erweitert. Grund genug für die SVP-Ortsparteien der drei Gemeinden, das Projekt in der Endphase gemeinsam zu besichtigen. «Die Anlage hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht», sagte Flawils Gemeindepräsident Elmar Metzger, zugleich Präsident des Abwasserverbandes Flawil-Degersheim-Gossau.
Die ARA wurde letztmals zwischen 1999 und 2003 ausgebaut. «In der kantonalen Planung geniesst die Glatt hohe Priorität», erklärte Patrick Osterwalder vom Ingenieurbüro Kuster + Hager, das für die Planung zuständig ist. Die Arbeiten wurden im Juni 2019 aufgenommen und sollen Ende 2021 abgeschlossen werden. Heutzutage entfernen Kläranlagen in erster Linie Nährstoffe wie Kohlenstoff, Phosphor und Stickstoff aus dem Abwasser. Unzählige Stoffe werden hingegen nicht oder nur teilweise zurückgehalten. Das wird sich nun ändern.
Der Ausbau umfasst einerseits die Erweiterung der biologischen Reinigungsstufe (Biofiltration) und anderseits den Neubau einer Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen. Die biologische Reinigungsstufe muss erweitert werden, um auch in Zukunft über eine genügende Reinigungskapazität zu verfügen. Zudem sind die gesetzlichen Anforderungen an Reinigungsleistung und Gewässerschutz gestiegen.
Die bestehenden vier Zellenpaare der Biofiltration sollen deshalb um drei zusätzliche Zellenpaare erweitert werden. Dieser Ausbau ist nötig, um die Zellen auch einzeln für Wartung und Instandhaltung ausser Betrieb nehmen zu können, ohne dass in dieser Zeit die Gefahr einer Verschmutzung der Glatt besteht.
Mikroverunreinigungen entstehen, wenn Substanzen wie Medikamente, Kosmetika und Reinigungsmittel ins Wasser gelangen. Sie beeinflussen die Gewässerökologie und sind auch im Grundwasser wiederzufinden. Mikroverunreinigungen können die Ökosysteme und Trinkwasserressourcen bereits in geringen Konzentrationen beeinträchtigen.
Viele dieser Stoffe gelangen über das häusliche und industrielle Abwasser zur ARA und anschliessend ins Gewässer. Seit 2016 ist in der Gewässerschutzgesetzgebung verankert, dass grössere Kläranlagen wie jene in Oberglatt Massnahmen zur Entfernung von Mikrovereinigungen treffen müssen. Dafür sind verschiedene Becken notwendig, welche auf der Reservefläche der ARA erstellt werden.
Aus sämtlichen geruchsintensiven Räumen und Behältern wird die Abluft konstant abgezogen. Zusätzlich sind die «stinkendsten» Anlageteile wie Rechen, Rechengutcontainer, Schlammrechenanlage und die Schlammentwässerungsaggregate direkt ans Abluftsystem angeschlossen. Die Abluft wird mit dem Biofilterverfahren gereinigt. Bei diesem biologischen System werden die in der Abluft enthaltenen geruchsintensiven Inhaltsstoffe durch die Stoffwechselvorgänge von Mikroorganismen abgebaut und damit aus der Abluft eliminiert. Unterhalb des Biofilters wird die Abluft gleichmässig verteilt und durchströmt das Filterbett von unten nach oben. (stu)
Die gesamte Investition beläuft sich auf rund 20 Millionen Franken. Zum einen wird die Kapazität der Biofiltration vergrössert, was eine Investition von rund 6,8 Millionen Franken bedingt. Für die Beseitigung von Mikroverunreinigungen wird eine neue Reinigungsstufe erstellt, die rund 13,1 Millionen Franken kostet.
Der Bund beteiligt sich mit rund 9,3 Millionen Franken am Ausbau. Die Investitionskosten betragen netto 10,7 Millionen Franken. Sie werden nach einem Verteilschlüssel den drei Verbandsgemeinden belastet. Bezüglich Kosten befinde man sich auf Kurs, wozu auch günstige Arbeitsvergaben beigetragen hätten, wurde betont.