Autor: Redaktion | Kategorie: Kinder und Familie | 03.12.2020
Babyhaut braucht gar nicht so viel Pflege – viele Produkte können Eltern getrost im Verkaufsregal liegen lassen. Bei der Babypflege kommt es vor allem darauf an, die Windelregion richtig zu pflegen und die Kleinen vor der Sonne zu schützen. Die wichtigsten Tipps zu Po & Co.
Weniger ist mehr: Nicht alles, was Kosmetikfirmen für die Babypflege anbieten, ist wirklich nötig oder hilfreich. Babyhaut ist zwar empfindlicher als die von Erwachsenen, wie bei den Großen gilt aber: Gesunde Haut benötigt kaum Pflegeprodukte – und auch diese nur sparsam.
Ausnahmen gelten, wenn es draußen besonders kalt und windig ist oder die Babyhaut sich doch einmal richtig trocken anfühlt. Regelmäßige angemessene Pflege trägt auch dazu bei, Hautkrankheiten bei Säuglingen zu vermindern oder zu vermeiden.
Doch was brauchen Eltern wirklich? Was sollten sie beachten? Wir geben Tipps, wie Gesicht, Körper und Po von Säuglingen natürlich gepflegt und gesund bleiben.
Das erste Bad zu Hause steht an, wenn der Nabelschnurrest abgefallen und die Stelle abgeheilt ist. Idealerweise ist die Nachsorgehebamme beim ersten Bad dabei, zeigt die Handgriffe und überträgt ihre professionelle Ruhe und Entspanntheit gleich mit auf das Baby.
Klares, 36 bis 37 Grad warmes Wasser ist ideal, außerdem eine Badezimmertemperatur von etwa 22 Grad. Lediglich bei sehr trockener Haut eignet sich ein Schuss reines Pflanzen- oder Babyöl als Badezusatz für Kinder. Für – schon im kleinen Babyalter vorkommende – größere "Windelunfälle" den ganzen Rücken hoch kann es außerdem angenehm sein, ein mildes Waschgel für Babys dazuhaben.
Ein Bad pro Woche reicht – häufigeres Baden strapaziert die Babyhaut und entfettet sie, sodass sie sich entzünden kann. Da Neugeborene schnell auskühlen, sollte man sie außerdem nur kurz baden. Unsichere Eltern sollten den Säugling anfangs gemeinsam in die Wanne setzen. Hinterher ist ein vorsichtiges Abtrocknen besser als das kräftige Rubbeln, das mancher noch aus eigenen Kindheitserinnerungen kennt.
Lesen Sie auch unseren Ratgeber Babys baden: Das gibt es zu beachten
Spezielles Babyshampoo für die Haare ist unnötig, solange sich das Kind nicht ernsthaft schmutzig macht, also mindestens für das erste Lebensjahr. In dieser Zeit sind die Haare meistens ohnehin noch nicht so üppig beziehungsweise noch recht kurz.
"Auch eine Haarwäsche mit klarem Wasser pro Woche reicht völlig aus", betont Hautärztin Uta Schlossberger vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Dabei ist es wichtig, das Köpfchen sanft zurückzulegen, damit das Wasser nicht so sehr ins Gesicht läuft.
Frühestens wenn das Kinderhaar wesentlich dichter wird, kann einmal pro Woche ein Klecks mildes Kindershampoo verwendet werden. Es gibt Produkte, die laut Aufschrift "nicht in den Augen brennen". Viele von ihnen enthalten jedoch die PEG-basierte Substanz Sodium Laureth Sulfate: Sie betäubt kurzzeitig leicht den Augapfel und verhindert so, dass sich Tränen bilden – obwohl der Sinn dieses natürlichen Reflexes natürlich gerade darin besteht, das Auge auszuspülen.
Gneis oder Milchschorf auf der Kopfhaut können Eltern übrigens mit Öl einmassieren und dieses über Nacht einwirken lassen: Dann lässt er sich mit einer weichen Bürste ausstreichen oder beim Baden auswaschen.
Wir haben 21 Sonnencremes für Babys und Kinder getestet.
Ganz ohne roten Po kommt kaum ein Baby durch die Windelzeit. Weil eine Windeldermatitis aber wirklich schmerzhaft sein kann, lohnt es sich, hier sorgfältig zu sein.
Dr. Annette Schaefer vom BVDD empfiehlt, die Windeln mindestens alle vier Stunden, nach einem Stuhlgang möglichst sofort zu wechseln. Den Po und die Genitalregion am besten mit warmem Wasser und Waschlappen sorgfältig reinigen.
Bei Jungs dürfen Eltern dabei auf keinen Fall die Vorhaut zurückziehen, da sie noch fest mit der Eichel verklebt ist. Bei kleinen Mädchen spreizt man bei der Pflege vorsichtig die äußeren Schamlippen – und streicht mit dem Waschlappen Richtung Po, um Darmbakterien nicht zu verteilen.
Um eventuell angetrocknete Reste des großen Geschäfts sanft zu lösen oder Hautfalten zu reinigen, können Eltern zu etwas Pflanzen- oder Babyöl greifen. Tabu sind parfümhaltige Produkte. Nasse Stellen sollten sorgfältig abgetrocknet werden, damit sich Bakterien und Keime nicht vermehren.
Wenn der Säugling nach dem Säubern noch ein bisschen nackig strampeln kann, tut das der Haut gut. Nehmen Sie sich deshalb die Zeit, beim Wickeln ein paar Minuten lang Luft an die windelgeplagte Haut zu lassen und sich so lange mit Ihrem Baby zu unterhalten – zumindest, wenn es empfindliche Haut hat.
Feuchttücher haben per se den Nachteil, dass sie Konservierungsmittel enthalten. Gerade unterwegs sind sie aber unschlagbar praktisch. Wenn, dann raten wir zu parfümfreien Varianten.
Leider lösen auch diese nicht das Müllproblem, das mit dem Feuchttücherboom einhergeht: Sie vermüllen Strände und verstopfen Kläranlagen, weil sie fälschlicherweise in der Toilette entsorgt werden. Zudem bestehen die meisten Feuchttücher teilweise aus Plastik.
Ist der Popo Ihres Babys wund, empfehlen sich Wundschutzsalben mit natürlichen Inhaltsstoffen oder Cremes mit hohem Zinkanteil. Tragen Sie diese aber unbedingt sparsam und nicht auf nasse Haut auf.
Bei ausgeprägten, geschwollenen oder nässenden Rötungen, Pusteln oder schuppigen Hautveränderungen besser beim Kinderarzt vorsprechen, um eine Pilzerkrankung oder bakterielle Infektion auszuschließen.
Kinder sind in ihrem Bettchen nicht immer sicher. Das zeigt unser Test. Denn teils sind die überprüften Babymatratzen zu weich oder es lösen sich schnell Kleinteile von der Matratze ab – beides birgt Erstickungsgefahr.
Eigentlich unfassbar: Im Kosmetikregal gibt es immer noch Babypuder zu kaufen. Dabei ist Puder in der Pflege der Windelregion nicht nur kontraproduktiv, sondern kann sogar gefährlich für das Baby oder Geschwisterchen werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: "Atmet ein Baby oder Kleinkind versehentlich den Puder ein, kann er in die Lunge gelangen und zu Atembeeinträchtigungen bis hin zu schweren Lungenschäden führen."
Hinzu kommt: Durch die Feuchtigkeit in der Windel oder zusammen mit aufgetragener Creme bildet Puder Klümpchen, die an der Babyhaut scheuern und damit zu Hautreizungen führen können.
Übrigens: Nase und Ohren von Babys reinigen sich von selbst. Wattestäbchen für die Ohren können sogar gefährlich werden, etwa wenn sich Kinder ruckartig bewegen.
Gerade in den ersten Lebenswochen haben Babys allerdings häufig gereizte Augen – zum Beispiel durch Zugluft oder Verunreinigungen. Möglicherweise verklebt ein gelbliches Sekret die Lidränder. Das Sekret können Eltern mit einem Mulltupfer und lauwarmem, zuvor abgekochtem Wasser vorsichtig zur Nase hin abwischen.
Die Haut von Babys ist für lange Zeit nicht so belastbar wie die von Erwachsenen, denn sie ist bis zu fünfmal dünner: Weil der Säureschutzmantel noch nicht reif ist, dringen Schadstoffe und Bakterien leichter ein als bei Erwachsenen. Zudem ist die Hornschicht der Oberhaut noch nicht voll entwickelt und die Talgdrüsen produzieren weniger Fett.
Babyhaut braucht deswegen Zeit, um ihr Gleichgewicht zu finden, bestätigt Dr. Uta Schlossberger. Es dauert etwa zehn Jahre, bis Kinderhaut ähnlich beschaffen ist wie die von Erwachsenen. Braucht die Haut von Babys und Kindern deshalb nicht besonderen Schutz?
Im Gegenteil: Ihre Haut sollte man möglichst in Ruhe lassen, darüber sind sich Hebammen und Kinderärzte einig. Auch wenn das große Regal mit der Babykosmetik das Gegenteil suggeriert – ein Muss sind Cremes und Öle nicht.
Viele Hebammen sagen, gesunde Babyhaut braucht weder Öl noch Creme; andere empfehlen, das Baby einzucremen, wenn die Haut trocken ist. Babyöle haben den Vorteil, dass sie ohne Konservierungsstoffe auskommen. Sie ziehen aber nur in Kombination mit etwas Wasser gut ein, zum Beispiel direkt nach dem Baden.
Mund und Hände des Babys können Sie außerdem morgens und abends mit einem weichen Tuch und lauwarmen Wasser reinigen. Zur Reinigung von Speckfalten zum Beispiel am Hals und den Oberschenkeln eignet sich ein weicher Lappen mit Babyöl, damit sich in den Falten kein Wasser absetzt.
Ein gutes pflanzliches, unparfümiertes Babyöl ist außerdem wunderbar für Babymassagen geeignet. Für die Entwicklung des Babys und dessen Haut ist auch regelmäßiges Massieren sehr förderlich. Bewegen sie die noch sehr empfindliche Haut dabei sanft mit den öligen Händen – ohne Zerren und Reißen. Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber: Babymassage – eine Anleitung fürs Massieren mit Öl.
Wo Kosmetikprodukte doch wichtig sein können: zum Schutz vor Kälte, Wind und Sonne. Als Wind- und Wetterschutz empfiehlt sich eine fetthaltige Creme ohne bedenkliche Inhaltsstoffe. An windigen und kalten Tagen können Sie die zarte Gesichtshaut des Babys deshalb zum Schutz mit einer reichhaltigen Creme oder einer speziellen Wind-und-Wetter-Creme eincremen.
In Sachen Sonne stehen Cremes aber erst an zweiter Stelle nach anderen Schutzmaßnahmen: "Säuglinge dürfen in den ersten Lebensmonaten überhaupt nicht der Sonne ausgesetzt werden", erklärt die Dermatologin Schaefer. Statten Sie den Kinderwagen so aus, dass sie die Sonne wirklich raushalten können, zum Beispiel mit einem Segel mit hohem UV-Schutzfaktor.
Weil es aber unrealistisch ist, Babys immer und überall vor Sonne schützen zu können, ist (Kinder-)Sonnencreme wichtig. Für Babys und Kleinkinder empfiehlt Annette Lingenauber, Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Sonnencremes auf mineralischer Basis. Ihre UV-Filter, etwa Titan- und Zinkoxid, legen sich wie eine Schutzschicht auf die Haut, wo sie die UV-Strahlen reflektieren und absorbieren. Viele Hersteller verzichten bei mineralischen Cremes auf Duftstoffe und Alkohol. Chemische UV-Filter hingegen können die Haut reizen, betont die Kinderärztin.
Dennoch rät sie zu Pragmatismus: "Wenn ich einmal nur Sonnencreme mit chemischem UV-Filter zur Hand habe, dann nehme ich die. Denn am wichtigsten ist, dass die Haut überhaupt geschützt wird." Babys sollten keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Sind sie das auch nicht, genügt Lichtschutzfaktor (LSF) 30. Für etwas größere Kinder, die auch mal in der Sonne spielen oder für den Urlaubstag am Meer rät die Medizinerin allerdings zu LSF 50.
Zahnärzte empfehlen, sich schon vor den ersten Zähnchen um die Mundhygiene zu kümmern und etwa den Kieferkamm mit einer weichen Kinderzahnbürste zu massieren. Zunächst reicht jedoch ein feuchtes Tuch oder ein Wattestäbchen. Experten raten dazu, einmal täglich zu 'putzen', am besten abends. "Wir empfehlen fluoridhaltige Kinderzahncreme mit 500 ppm", sagt Marlene Dufanal von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege (LAGZ) Rheinland-Pfalz – also Zahncreme mit einem Fluoridgehalt von 500 Milligramm pro Kilogramm. "Allerdings eine nicht einmal erbsengroße Portion", so Dufanal weiter.
Viele Kinderärzte kritisieren jedoch, dass Kleinkinder die Zahnpasta nicht ausspucken können, die Inhaltsstoffe also verschlucken. Sie raten deshalb zu Fluoridtabletten und dazu, die Zähnchen zunächst ohne Paste zu reinigen.
Eltern müssen entscheiden, welche Variante sie wählen: Das Kind braucht auf jeden Fall Fluorid, das Karies verhindert oder eindämmt. Beides zusammen – Tabletten und Zahnpasta – wäre allerdings zu viel. Es gibt jedoch auch Zahncreme ohne Fluorid.
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In den ersten sechs Wochen sind Finger- und Fußnägel noch sehr weich und fallen in der Regel von selbst ab. Erst dann werden sie härter. Wenn jedoch die Gefahr besteht, dass sich das Baby kratzt oder die Nägel abknicken, sollten Eltern natürlich zur Nagelschere greifen und sie vorsichtig kürzen.
Es gibt spezielle Exemplare, deren Spitze abgerundet ist, damit nichts passiert, falls sich das Baby ruckartig bewegt. Wenn das Kleine sehr zappelt, können Eltern die Nägel auch im Schlaf schneiden, rät Hebamme Ines Junge.
Die gute Nachricht: In unseren Tests schneiden Babykosmetika meistens besser ab als Erwachsenenprodukte. Die Hersteller lassen hier problematische Konservierungsmittel und Duftstoffe eher weg; deshalb kann Babykosmetik übrigens auch für größere Kinder und Erwachsene eine gute Sache sein. Zuletzt waren beispielsweise die meisten Babyöle im Test empfehlenswert, ebenso die Mehrheit der Baby-Cremes und Feuchttücher.
Trotz der im Durchschnitt guten Gesamtergebnisse sind aber auch Ausreißer dabei: Babypflege, in der die Labore bedenkliche Inhaltsstoffe finden, die die Haut strapazieren oder ihr sogar schaden. Darunter Paraffine, Erdölprodukte, Silikone – alles künstliche Stoffe, die sich nicht so mühelos ins Gleichgewicht der Haut einfinden wie natürliche Öle. Zudem können manche der Erdölverbindungen mit MOAH verunreinigt sein.
Ein Schnuller hilft oft dabei, ein schreiendes Baby zu beruhigen. Doch können Kinder wirklich bedenkenlos an den Kunststoffteilen nuckeln – oder stecken Schadstoffe in den Schnuller?
Grundsätzlich sollten bei Babypflege unparfümierte Produkte auf Basis natürlicher Öle und Fette Ihre erste Wahl sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, greift zu Cremes und Ölen von Naturkosmetikfirmen oder solchen ohne Erdölverbindungen wie Paraffinum liquidum, Petrolatum und Cera microcristallina in der Inhaltsstoffliste.
Zertifizierte Naturkosmetik kostet zwar in der Regel etwas mehr, da aber Säuglinge und Kleinkinder mit gesunder Haut nur wenige Pflegeprodukte – und wenn, dann nur in geringen Mengen – brauchen, halten sich die Kosten in Grenzen.
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