Gegründet in Ludwigsburg: Hakle meldet Insolvenz an - Ludwigsburg - Bietigheimer Zeitung

2023-01-05 17:36:18 By : Ms. Annie Chang

Der gebürtige Oßweiler Hans Klenk gründete Hakle 1928 in Ludwigsburg. Hakle kämpft mit den Ressourcenkosten.

Der Toilettenpapier-Hersteller Hakle hat in den vergangenen Tagen beim Amtsgericht Düsseldorf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Während der Pandemie war Klopapier eines der begehrtesten Güter und doch schrieb das Unternehmen Hakle, das vor 94 Jahren in Ludwigsburg gegründet wurde, in den vergangenen Jahren rote Zahlen.

Das bedeute voraussichtlich nicht das Aus für den Produzenten von Hygienepapier, die Marke werde weiterhin bestehen bleiben, auch das Management bleibe im Amt. Jedoch werde Letzterem „der Rechtsanwalt und Restrukturierungsspezialist Dr. Jan-Philipp Hoos von White & Case als vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt“, teilte das Unternehmen vor wenigen Tagen mit. Es gehe darum, die Kosten in den Griff zu bekommen. Denn das sei der Grund der Insolvenz, so das Unternehmen: „Die massiv gestiegenen Kosten für Material- und Energiebeschaffung sowie der Transporte konnten bislang nicht im zeitlich und/oder wirtschaftlich hinreichenden Umfang an die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriesektor weitergegeben werden“, so die Erklärung von Hakle.

Dabei kann Hakle auf eine erfolg- und traditionsreiche Firmengeschichte zurückblicken. Der Firmengründer, Hans Klenk, war gebürtiger Ludwigsburger. Im Stadtteil Oßweil ist er 1906 geboren worden und gründete 1928 im ehemaligen Proviantamt in der Stuttgarter Straße 35 – heute ist dort das Hotel Nestor – seine Firma, deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens zusammensetzt: Hakle. Klein startete der Jungunternehmer, vormittags produzierte er Toilettenpapier, nachmittags kümmerte er sich um den Betrieb, zog anfangs sogar noch selbst durch die Stadt, um das Hygienepapier unter die Leute zu bringen.

Toilettenpapier war zu der Zeit noch unüblich, es wurde vor allem altes Zeitungspapier genutzt. Das war natürlich kratzig und unkomfortabel. Klenk bot wohl als Erster lange, aufgerollte Bahnen von Krepppapier als garantiert perforierte 444-Blatt-Rolle an, später dann die 1000-Blatt-Rolle. Das machte den Gang zur Toilette zu einer angenehmen und auch hygienischen Sache. Auch die Reste von Druckerschwärze auf dem Allerwertesten gehörten Dank Klenk der Vergangenheit an, was ihm wohl auch zu seinem Erfolg verhalf.

Schnell wuchs das Unternehmen und die Produktion von Toilettenpapier brauchte mehr Platz. Der Sohn Ludwigsburgs verlagerte sein Geschäft aus dem Grund 1938 nach Mainz und galt vor allem in den 1960er-Jahren als einer der erfolgreichsten Spezialpapierhersteller Europas im Hygienebereich. Dreilagiges Klopapier? Eine Erfindung der Firma Hakle im Jahr 1972 – zehn Jahre später kam noch eine vierte Lage hinzu. 1977 wurde noch ein heutzutage gängiges Produkt des Badezimmers erfunden: Hakle Feucht, das erste feuchte Toilettenpapier.

Im Jahr 1976 wurde Hakle-Gründer Hans Klenk zum Ehrenbürger der Stadt Ludwigsburg ernannt.

Hans Klenks Sohn Hans-Dieter übernahm 1972 die Geschäftsführung. 1999 zieht der Hauptsitz der Firma erneut um und ist seitdem in Düsseldorf. Vor allem in den letzten Jahren legte Hakle nach eigenen Angaben den Fokus auf biologische Abbaubarkeit, Recyclingfähigkeit und den Einsatz alternativ nachwachsender Rohstoffe.

Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sei zumindest für die Monate September bis einschließlich November 2022 gesorgt: Hakle teilte mit, dass die Löhne und Gehälter durch das Insolvenzausfallgeld der Bundesagentur für Arbeit vorerst gesichert seien.